Martin Hoffmann
2005-08-04 18:52:20 UTC
Hei,
Eigentlich hatte ich mir meine erste Bahnreise durch Skandinavien ja anders
vorgestellt, als einfach nur übereilt nach Oslo und wieder zurück zu
fahren. Aber wenn das Ergebnis dieser Reise ist, dass ich demnächst
dutzende Bahnreisen dort oben unternehmen kann, bin ich der letzte, der
sich beklagt.
Vorspiel auf dem Reisezentrum
Es hatte sich recht kurzfristig ein Termin in Olso ergeben: Am Donnerstag
Mittag erst stand fest, dass er am nächstfolgenden Montag oder Dienstag
stattfinden würde. Per Flugzeug ist das unbezahlbar, zumindest, wenn man
mit den preisbegrenzenden Kniffen der Luftfahrtindustrie nicht vertraut
ist. Also Bahn fahren, was mir ja eigentlich sowieso lieber ist.
Aber auch da ist es im Juli eher nicht so einfach, passende Fahrkarten zu
bekommen. Als Verbindung empfiehlt sich der Nachtzug nach Kopenhagen und
von dort dann weiter via Malmö und Göteborg nach Oslo. Eine andere
Alternative wäre der Berlin-Night-Express. Der ist aber an sich schon
teuer und von Karlsruhe kommt noch eine recht teure und zeitaufwändige
Anreise nach Berlin dazu.
Am Donnerstag abend werde ich also im Reisezentrum vorstellig. Eine
Recherche im Internet zuvor hat ergeben, dass nordwärts gar keine Sparnächte
oder auch sonstige Plätze mehr angeboten werden, südwärts immerhin
Sparnächte noch im Dortmunder Zugteil zu haben sind. Im Reisezentrum gibt
es aber immerhin zum Normalpreis auch nordwärts noch eine Liege,
allerdings nur im Raucherabteil. Das erscheint mir bei einer Abfahrtszeit
ab Köln von halb elf Uhr aber erträglich, früh kann man ja stiften gehen.
Fahrkarten für die Weiterfahrt ab Kopenhagen freilich: Fehlanzeige. Zwar
kann der Computer Verbindungen ausspucken, aber Preise oder gar Buchungen
sind nicht möglich. Ich erwäge Freitag nach einem Reisebüro zu suchen,
dass zu solcherlei in der Lage ist, verwerfe den Plan dann aber. Bei
Fahrten nach Italien habe ich schließlich die Anschlussfahrscheine auch
immer erst vor Ort gekauft.
1. Kapitel: ICE 502, Karlsruhe Hbf 19.02--Köln Hbf 21.06
Die Ankunftsansage des ICE 502 in Karlsruhe wird ergänzt um den Hinweis,
dass der Zugteil mit den Wagen 31 bis 38 heute anderherum fährt. Es sind
also die beiden Zweitklasslounges außen. Da ich mich am Bahnsteigende
postiert habe, folgt ein Eilmarsch ans den Anfang desselben. Wenn einem
schon eine Vorwärtslounge angeboten wird, soll man die auch annehmen.
Diese ist freilich zunächst einmal komplett voll. In Mannheim aber steigt
ein Großteil aus und ich ziehe um. In Frankfurt Flughafen warten wir auf
einen Anschluss und fahren mit ca. +10 ab. Das bedeutet Vollgas auf der
Achterbahn, die mir heute tatsächlich arg schnell vorkommt. Leider hat man
ja in der Lounge kein Tacho, aber auf dem Weg zum Klo bekomme ich "301
km/h" zu sehen. Vor der Lounge haben sich ab Frankfurt allerlei Touristen
versammelt, die fleißig fotografieren. Eisenbahn kann auch spannend sein.
Einfahrt in Köln Hbf diesmal ohne Zwangsstop auf der Hohenzollernbrücke --
für mich eine Premiere.
2. Kapitel: NZ 41949, Köln Hbf 22.39--København H 09.59
Im Kölner Hbf ist ein guter Teil der Verzehrstände wegen Umbaus
geschlossen. Trotzdem kann ich ein wenig Abendessen ergattern und mich auf
dem Bahnsteig 2/3 niederlassen. Der Kopenhagener Zugteil ist ganz vorn, so
dass man beim Warten an der passenden Stelle das Gekreische der Züge im
gebogenen Bahnhofsteil ertragen muss. Wo kommt das eigentlich her? Es ist
ja nicht so, dass Züge in Kurven grundsätzliche der Lärmbelästigung
fröhnen würden.
Um 22.25 Uhr, der planmäßigen Ankunftszeit, verkündet eine Ansage, dass
der NZ 5 bis 10 Minuten Verspätung haben würde. Sogleich darauf verbessert
eine andere Ansage mit anderer Stimme das auf 15 Minuten. Später wird man
nochmals 10, dann 15 Minuten drauf geben und auch den Grund, Bauarbeiten,
nennen. Schließlich kommt der Zug so kurz vor Zehn und am Gleis 3 statt 2.
Dem Bahnsteiggleis entsprechend fährt der Zug aus Richtung Westen ein,
obgleich er ja von Dortmund via Wuppertal kommt. Ich vermute mal, er kommt
über die Südbrücke.
Die Dortmunder Nachtzugwagen sind wie üblich außen schrecklich verdreckt,
drinnen aber behaglich. Platz 122 ist so ziemlich der lauteste Platz, den
man bei DB Nachzug bekommen kann: Man liegt quasi direkt auf dem
Drehgestell und obendrein haben die meisten Leute offenbar verlernt, dass
man Türen auch leise zu machen kann. Wie üblich bilde ich mir ein, die
ganze Nacht kein Auge zugemacht zu haben, aber vom Großen Tausch in
Hannover habe ich nichts mitbekommen.
Kurz nach Odense steht ich schließlich auf. Das Abteil zwei Türen weiter
ist komplett leer, also ziehe ich dorthin um. Anderthalb Stunden und
viel plattes Land später erreichen wir pünktlich Kopenhagen.
Kapitel 3: R 1050, København H 12.23--Göteborg C 16.15
Sogleich begebe ich mich ins hiesige Reisezentrum, ziehe ein Nummer und
warte ca. 5 Minuten. Auf mein Begehr einer Fahrkarte nach Oslo schaut der
Verkäufer bedauernd und bejaht meine Vermutung, dass ich wohl erst einmal
nach Malmö fahren müsste. Immerhin druckt er mir eine Verbindung nach Oslo
aus. Diese unterscheidet sich von dem, was die DB behauptet. Letztere
erklärt, man müsse in Halden nochmal umsteigen. Tatsächlich fährt der Zug
aber durch, nur gerade nicht jetzt. Wegen Bauarbeiten ist Busersatz bis
Trollhättan.
Ich erwerbe eine Öresundfahrkarte für 71 DKK und fahre um 10.43 Uhr mit
dem nächsten Øresundtog nach Malmö. Dort ist man schließlich in der Lage,
eine Fahrkarte auszustellen. Allerdings gibt es für den 1050 keine
Reservierungen mehr. Vorgewarnt kaufe ich gleich eine Fahrkarte für die
Rückfahrt, dafür gibt es noch Reservierungen, und verlasse um 1300 SEK
ärmer das Reisezentrum. Kostenlos dazu gab's eine erste Lektion in
skandinavische Sprachen: Göteborg spricht sich keineswegs so, sondern
Jöteborj.
Ich erwerbe ein wenig Frühstück und laufe eine Runde durch Malmö. Das
breche ich aber recht schnell ab. So ein Rollkoffer (den ich wegen der
Mitnahme formaler Kleidung bevorzugt habe) ist für eine spontane
Stadtbesichtigung noch unpraktischer als ein Rucksack und für zwei Stunden
ist mir ein Schließfach zu teuer.
Zehn Minuten vor Ankunft des R 1050 aus Helsingør schiebt sich eine
Einheit Öresundzug an den Bahnsteig. Der Rest, eine weitere Einheit kommt
pünktlich und fährt nach kurzem, meiner Ansicht nach signallosen Halt auf
die wartende Einheit auf. Damit sind es zwei, aber trotzdem zu wenig
Einheiten. Einstweilen finde ich ganz vorne noch einen Fensterplatz,
allerdings ist die schwedische Landschaft in dieser Gegend nur unbedeutend
spannender als die dänische es war. In Ängelholm kommen wir an der Schule
der Schwedischen Netzgesellschaft mit allerlei lustigem
Anschauungsmaterial vorbei. In Halmstad schließlich geht mir mein
Fensterplatz verlustig. Mittlerweile sind Sitzplätze gänzlich Mangelware.
Die Eingangsräume sind mit Koffern zugestapelt. In Türnähe finde ich aber
noch einen eingermaßen angenehmen Stehplatz für die letzte Stunde.
Kapitel 4: Tåg 398/Tog 134, Göteborg C 17.50--Oslo S 21.45
An der großen Abfahrtstafel steht der Zug nach Olso als bereits um 17.20
Uhr von den Bussteigen 51/54 abfahrend. Auch gut, eine halbe Stunde
weniger warten. Auf meiner Fahrkarte taucht er als Buss 6398 auf. Die
fünfziger Bussteige sind arg weit draußen, direkt an der Abstellanlage für
Reisezüge. So bekommt man beim Warten auf den Bus gleich noch eine
Kurzlektion schwedischen Rollmaterials. Die X-2000 sehen schon arg
altmodisch aus. Die Busse, einer mit dem handgeschriebenen Zielschild
"Trollhättan", ein weiterer als "Tåg Ers" stehen schon bereit. Der erste
Bus öffnet gegen fünf die Türen. Da er bereits kurz darauf auch voll
besetzt ist, fährt er um 17.05 Uhr ab.
Eine Stunde und Dutzende überholte PKW später erreicht er Trollhättan.
Dort steht eine Doppeleinheit BM 73 B. Ihr Kopf erinnert irgendwie an die
ETR 500. Mit ihren in rotem Velour bezogenen Sitzen und der angenehm
getönten Wandverkleidung übertrifft die Inneneinrichtung aber die
italienische Designkunst deutlich.
Nachdem auch der zweite Bus eingetroffen ist, machen wir uns
pünktlich auf Weg. Die Norweger überraschen als erste an diesem Tage mit
ausführlichen, zweisprachigen Ansagen. Eine, nach etwa einer Stunde
Fahrzeit, vermeldet die Landesgrenze und heißt uns in Norwegen willkommen.
Nahezu schlagartig wird die Landschaft interessanter. Alle paar Kilometer
Wasserflächen, dazu Einschnitte durch felsigen Grund. Und, nachdem es den
ganzen Tag über wolkig mit der Tendenz zu Regen war, scheint plötzlich die
Sonne. Offenbar will auch das Land, dass ich zu seinem Einwohner werde.
Noch zwei weitere Stunden, ein paar Halte und reichlich Zusteiger später
erreichen wir pünktlich Oslo. 26 Stunden und 43 Minuten und Gott allein
weiß wie viele Bahnkilometer nach meiner Abreise aus Karlsruhe.
[Wird fortgesetzt]
Gruß,
Martin
Eigentlich hatte ich mir meine erste Bahnreise durch Skandinavien ja anders
vorgestellt, als einfach nur übereilt nach Oslo und wieder zurück zu
fahren. Aber wenn das Ergebnis dieser Reise ist, dass ich demnächst
dutzende Bahnreisen dort oben unternehmen kann, bin ich der letzte, der
sich beklagt.
Vorspiel auf dem Reisezentrum
Es hatte sich recht kurzfristig ein Termin in Olso ergeben: Am Donnerstag
Mittag erst stand fest, dass er am nächstfolgenden Montag oder Dienstag
stattfinden würde. Per Flugzeug ist das unbezahlbar, zumindest, wenn man
mit den preisbegrenzenden Kniffen der Luftfahrtindustrie nicht vertraut
ist. Also Bahn fahren, was mir ja eigentlich sowieso lieber ist.
Aber auch da ist es im Juli eher nicht so einfach, passende Fahrkarten zu
bekommen. Als Verbindung empfiehlt sich der Nachtzug nach Kopenhagen und
von dort dann weiter via Malmö und Göteborg nach Oslo. Eine andere
Alternative wäre der Berlin-Night-Express. Der ist aber an sich schon
teuer und von Karlsruhe kommt noch eine recht teure und zeitaufwändige
Anreise nach Berlin dazu.
Am Donnerstag abend werde ich also im Reisezentrum vorstellig. Eine
Recherche im Internet zuvor hat ergeben, dass nordwärts gar keine Sparnächte
oder auch sonstige Plätze mehr angeboten werden, südwärts immerhin
Sparnächte noch im Dortmunder Zugteil zu haben sind. Im Reisezentrum gibt
es aber immerhin zum Normalpreis auch nordwärts noch eine Liege,
allerdings nur im Raucherabteil. Das erscheint mir bei einer Abfahrtszeit
ab Köln von halb elf Uhr aber erträglich, früh kann man ja stiften gehen.
Fahrkarten für die Weiterfahrt ab Kopenhagen freilich: Fehlanzeige. Zwar
kann der Computer Verbindungen ausspucken, aber Preise oder gar Buchungen
sind nicht möglich. Ich erwäge Freitag nach einem Reisebüro zu suchen,
dass zu solcherlei in der Lage ist, verwerfe den Plan dann aber. Bei
Fahrten nach Italien habe ich schließlich die Anschlussfahrscheine auch
immer erst vor Ort gekauft.
1. Kapitel: ICE 502, Karlsruhe Hbf 19.02--Köln Hbf 21.06
Die Ankunftsansage des ICE 502 in Karlsruhe wird ergänzt um den Hinweis,
dass der Zugteil mit den Wagen 31 bis 38 heute anderherum fährt. Es sind
also die beiden Zweitklasslounges außen. Da ich mich am Bahnsteigende
postiert habe, folgt ein Eilmarsch ans den Anfang desselben. Wenn einem
schon eine Vorwärtslounge angeboten wird, soll man die auch annehmen.
Diese ist freilich zunächst einmal komplett voll. In Mannheim aber steigt
ein Großteil aus und ich ziehe um. In Frankfurt Flughafen warten wir auf
einen Anschluss und fahren mit ca. +10 ab. Das bedeutet Vollgas auf der
Achterbahn, die mir heute tatsächlich arg schnell vorkommt. Leider hat man
ja in der Lounge kein Tacho, aber auf dem Weg zum Klo bekomme ich "301
km/h" zu sehen. Vor der Lounge haben sich ab Frankfurt allerlei Touristen
versammelt, die fleißig fotografieren. Eisenbahn kann auch spannend sein.
Einfahrt in Köln Hbf diesmal ohne Zwangsstop auf der Hohenzollernbrücke --
für mich eine Premiere.
2. Kapitel: NZ 41949, Köln Hbf 22.39--København H 09.59
Im Kölner Hbf ist ein guter Teil der Verzehrstände wegen Umbaus
geschlossen. Trotzdem kann ich ein wenig Abendessen ergattern und mich auf
dem Bahnsteig 2/3 niederlassen. Der Kopenhagener Zugteil ist ganz vorn, so
dass man beim Warten an der passenden Stelle das Gekreische der Züge im
gebogenen Bahnhofsteil ertragen muss. Wo kommt das eigentlich her? Es ist
ja nicht so, dass Züge in Kurven grundsätzliche der Lärmbelästigung
fröhnen würden.
Um 22.25 Uhr, der planmäßigen Ankunftszeit, verkündet eine Ansage, dass
der NZ 5 bis 10 Minuten Verspätung haben würde. Sogleich darauf verbessert
eine andere Ansage mit anderer Stimme das auf 15 Minuten. Später wird man
nochmals 10, dann 15 Minuten drauf geben und auch den Grund, Bauarbeiten,
nennen. Schließlich kommt der Zug so kurz vor Zehn und am Gleis 3 statt 2.
Dem Bahnsteiggleis entsprechend fährt der Zug aus Richtung Westen ein,
obgleich er ja von Dortmund via Wuppertal kommt. Ich vermute mal, er kommt
über die Südbrücke.
Die Dortmunder Nachtzugwagen sind wie üblich außen schrecklich verdreckt,
drinnen aber behaglich. Platz 122 ist so ziemlich der lauteste Platz, den
man bei DB Nachzug bekommen kann: Man liegt quasi direkt auf dem
Drehgestell und obendrein haben die meisten Leute offenbar verlernt, dass
man Türen auch leise zu machen kann. Wie üblich bilde ich mir ein, die
ganze Nacht kein Auge zugemacht zu haben, aber vom Großen Tausch in
Hannover habe ich nichts mitbekommen.
Kurz nach Odense steht ich schließlich auf. Das Abteil zwei Türen weiter
ist komplett leer, also ziehe ich dorthin um. Anderthalb Stunden und
viel plattes Land später erreichen wir pünktlich Kopenhagen.
Kapitel 3: R 1050, København H 12.23--Göteborg C 16.15
Sogleich begebe ich mich ins hiesige Reisezentrum, ziehe ein Nummer und
warte ca. 5 Minuten. Auf mein Begehr einer Fahrkarte nach Oslo schaut der
Verkäufer bedauernd und bejaht meine Vermutung, dass ich wohl erst einmal
nach Malmö fahren müsste. Immerhin druckt er mir eine Verbindung nach Oslo
aus. Diese unterscheidet sich von dem, was die DB behauptet. Letztere
erklärt, man müsse in Halden nochmal umsteigen. Tatsächlich fährt der Zug
aber durch, nur gerade nicht jetzt. Wegen Bauarbeiten ist Busersatz bis
Trollhättan.
Ich erwerbe eine Öresundfahrkarte für 71 DKK und fahre um 10.43 Uhr mit
dem nächsten Øresundtog nach Malmö. Dort ist man schließlich in der Lage,
eine Fahrkarte auszustellen. Allerdings gibt es für den 1050 keine
Reservierungen mehr. Vorgewarnt kaufe ich gleich eine Fahrkarte für die
Rückfahrt, dafür gibt es noch Reservierungen, und verlasse um 1300 SEK
ärmer das Reisezentrum. Kostenlos dazu gab's eine erste Lektion in
skandinavische Sprachen: Göteborg spricht sich keineswegs so, sondern
Jöteborj.
Ich erwerbe ein wenig Frühstück und laufe eine Runde durch Malmö. Das
breche ich aber recht schnell ab. So ein Rollkoffer (den ich wegen der
Mitnahme formaler Kleidung bevorzugt habe) ist für eine spontane
Stadtbesichtigung noch unpraktischer als ein Rucksack und für zwei Stunden
ist mir ein Schließfach zu teuer.
Zehn Minuten vor Ankunft des R 1050 aus Helsingør schiebt sich eine
Einheit Öresundzug an den Bahnsteig. Der Rest, eine weitere Einheit kommt
pünktlich und fährt nach kurzem, meiner Ansicht nach signallosen Halt auf
die wartende Einheit auf. Damit sind es zwei, aber trotzdem zu wenig
Einheiten. Einstweilen finde ich ganz vorne noch einen Fensterplatz,
allerdings ist die schwedische Landschaft in dieser Gegend nur unbedeutend
spannender als die dänische es war. In Ängelholm kommen wir an der Schule
der Schwedischen Netzgesellschaft mit allerlei lustigem
Anschauungsmaterial vorbei. In Halmstad schließlich geht mir mein
Fensterplatz verlustig. Mittlerweile sind Sitzplätze gänzlich Mangelware.
Die Eingangsräume sind mit Koffern zugestapelt. In Türnähe finde ich aber
noch einen eingermaßen angenehmen Stehplatz für die letzte Stunde.
Kapitel 4: Tåg 398/Tog 134, Göteborg C 17.50--Oslo S 21.45
An der großen Abfahrtstafel steht der Zug nach Olso als bereits um 17.20
Uhr von den Bussteigen 51/54 abfahrend. Auch gut, eine halbe Stunde
weniger warten. Auf meiner Fahrkarte taucht er als Buss 6398 auf. Die
fünfziger Bussteige sind arg weit draußen, direkt an der Abstellanlage für
Reisezüge. So bekommt man beim Warten auf den Bus gleich noch eine
Kurzlektion schwedischen Rollmaterials. Die X-2000 sehen schon arg
altmodisch aus. Die Busse, einer mit dem handgeschriebenen Zielschild
"Trollhättan", ein weiterer als "Tåg Ers" stehen schon bereit. Der erste
Bus öffnet gegen fünf die Türen. Da er bereits kurz darauf auch voll
besetzt ist, fährt er um 17.05 Uhr ab.
Eine Stunde und Dutzende überholte PKW später erreicht er Trollhättan.
Dort steht eine Doppeleinheit BM 73 B. Ihr Kopf erinnert irgendwie an die
ETR 500. Mit ihren in rotem Velour bezogenen Sitzen und der angenehm
getönten Wandverkleidung übertrifft die Inneneinrichtung aber die
italienische Designkunst deutlich.
Nachdem auch der zweite Bus eingetroffen ist, machen wir uns
pünktlich auf Weg. Die Norweger überraschen als erste an diesem Tage mit
ausführlichen, zweisprachigen Ansagen. Eine, nach etwa einer Stunde
Fahrzeit, vermeldet die Landesgrenze und heißt uns in Norwegen willkommen.
Nahezu schlagartig wird die Landschaft interessanter. Alle paar Kilometer
Wasserflächen, dazu Einschnitte durch felsigen Grund. Und, nachdem es den
ganzen Tag über wolkig mit der Tendenz zu Regen war, scheint plötzlich die
Sonne. Offenbar will auch das Land, dass ich zu seinem Einwohner werde.
Noch zwei weitere Stunden, ein paar Halte und reichlich Zusteiger später
erreichen wir pünktlich Oslo. 26 Stunden und 43 Minuten und Gott allein
weiß wie viele Bahnkilometer nach meiner Abreise aus Karlsruhe.
[Wird fortgesetzt]
Gruß,
Martin
--
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*** Streckenatlas (2005-05-29) *** Historische Fakten (2004-10-16)
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