Ben von Lueder
2005-08-17 01:08:45 UTC
Moin,
vom 23.07 - 13.08 lag unser diesjähriger Sommerurlaub in Schweden an, es
sollte nach Bohuslän in die Nähe von Tanumshede (Östad) gehen. Da wir 6
Personen mit viel Gepäck waren beschlossen wir auch ob der hohen
Fährpreise nur 2 Personen per Auto mit umgeklappter Rücksitzbank und
Gepäck und die restlichen 4 Personen per Zug fahren zu lassen.
1.) Die Tickets:
Der Fahrkartenkauf stellte sich wie immer in Richtung Schweden mal
wieder als kompliziert heraus, auch Verbindungen zu den beiden möglichen
Zielbahnhöfen Tanum und Ed waren relativ dünn gesät.
Das bekannte kompetente Reisebüro in Husum ermittelte für mich, dass es
zwar möglich gewesen wäre Tickets Kopenhagen - Göteborg auszustellen,
jedoch waren weder durchgehende Tickets Deutschland - Schweden, noch
Tickets zu den kleineren Bahnhöfen wie Tanum zu bekommen, einziger
bekannter Tarifpunkt war der Endbahnhof der Bohusbanan Strömstad, wobei
hier nicht einmal durchgehende Tickets ab Kopenhagen, sondern lediglich
ab Göteborg ausgestellt werden konnten. Nachforschungen ergaben zudem,
dass Fahrkarten des Verkehrsverbundes Västtrafik von Göteborg nach Tanum
mit 170 SEK pro Person zu Buche schlagen würden, was in Anbetracht des
auf www.sj.se ermittelten Preises Koebenhavn - Tanum keinstenfalls
konkurrenzfähig erschien, Online-Kauf bei www.sj.se schied natürlich
wegen des Nicht-Vorhanden-Seins nordischer Kreditkarten auch aus, schöne
Eisenbahnwelt. Ich wollte schon aufgeben, als ich dann zufällig auf das
Web-Angebot der Norrlandsbanan (Connex) stieß, die neuerdings auf
SJ-Tickets verkaufen und auch "normale" Kreditkarten akzeptieren. 2 Tage
nach Buchung hatte ich den Stapel ausgedruckter Tickets (12 Stück
gesamt) zugeschickt bekommen. Auffällig waren die starken
Preisunterschiede zwischen einzelnen Verbindungen, in Schweden scheint
es mit jedem verkauften Platz pro Zug teurer zu werden. Für den
deutsch-dänischen Abschnitt wird ein Sparpreis 50 erworben, was
problemlos von statten ging.
2.) Hinfahrt 23.07.2005
a) Engensen/Mitte – Großburgwedel/Bahnhof, Buslinie 621 ; 06.26 – 06.45 Uhr
Wir starten um 06.26 Uhr in Engensen/Mitte, wo uns ein Bus der
berühmt-berüchtigten Firma Lahrmann erwartet, die auf der Fahrt zum
Bahnhof Großburgwedel ihrem Klischee voll gerecht wurde. Der Fahrer des
schrottreif anmutenden Busses fand schon im Nachbarort den Linienweg
nicht mehr und begann eine Kreuzfahrt quer durch die Nebenstraßen des
Ortes und erinnerte sich erst nach einem dezenten Hinweis wieder an die
Linienführung mit der Entschuldigung er habe gepennt. Inzwischen haben
wie 7min Verspätung, der Übergang in Großburgwedel Bahnhof beträgt
allerdings nur 6min. In mir beginnt Panik aufzusteigen, der Fahrer
scheint dies zu bemerken und setzt zu einem wahren Teufelsritt über die
Dörfer an.
b) Großburgwedel – Celle, RB 24470 ; 06.51 (+5) – 07.02 Uhr
Zum Glück wird die DB ihrem Klischee an diesem nasskalten Morgen auch
gerecht und RB 24470, bestehend aus Karlsruher Kopf, 4 Buntlingen und
einer Bügelfalten 110, trifft mit +5 ein. Trotzdem treffen wir pünktlich
um 07.02 Uhr in Celle ein, wo der erste Umstieg anliegt. In Anbetracht
der Wetterlage waren wir schon herbstlich mit Pullover und Jacke
bekleidet, der Aufenthalt in Celle wurde dennoch zu einer äußerst
frostigen Angelegenheit. Bei Dauer-Nieselregen und herbstlich bis
winterlichen Temperaturen verrinnen die Minuten nur tröpfelnd, kann nur
besser werden, sagen wir uns.
c) Celle – Hamburg/Hbf., IC 2174 ; 07.20 – 08.28 Uhr
Um 07.20 Uhr trifft der mäßig gefüllte IC 2174 ein, um uns durch die
neblige Heide nach Hamburg zu transportieren. Während der Fahrt fallen
die zahllosen Ansagen des Zubs auf, der scheinbar gerade ein
Ansagetraining absolviert zu haben scheint. Vor jedem Halt werden
Fahrgäste verabschiedet, nach jedem Halt eine Begrüßung nebst Hinweis
auf Services etc. etc..
In Hamburg (an: 08.28 Uhr) mal wieder die obligatorische Stunde
Aufenthalt (vgl. meine RB nach Kiel und Dänemark), die wir zu einem
kurzen Fußmarsch zum Rathaus und retour nutzen, wobei wir von einem
Regenschauer überrascht werden, insgesamt ist es in Hamburg aber etwas
wärmer und angenehmer.
d) Hamburg/Hbf. – Koebenhavn H ; EC 33 ; 09.23 – 13.59 Uhr
Als wir gegen 09.10 Uhr vom Südsteg die Bereitstellung des EC 33 der aus
einer Doppelkomposition IC-3 in der neuen grau-grünen Farbgebung besteht
beobachten, könnte man sich an Filmszenen erinnert fühlen. Eine
wildgewordene Horde die bereits unruhig scharrend auf dem Bahnsteig
steht entert die beiden hilflosen IC3-Einheiten, wuchtet allerhand
Koffer, Rucksäcke, Kisten, Fahrräder, Kleinkinder u.v.a. in den Zug
hinein, als ob die Abfahrt in weniger als 1min erfolgen würde. Mütter
rennen aufgeregt am Bahnsteig hin und her, Kinder schreien, was ein
Szenario. Wir schauen uns das Schauspiel noch einige Minuten an und
besteigen gegen 09.20 Uhr gemütlich den Zug. Natürlich sind alle Plätze
mal wieder mit "Kan reserveres" beschildert, was zu Irritationen führt
und natürlich sind auch unsere Plätze schon belegt. Nach Hinweis räumt
die Familie wutentbrannt die Plätze, tja, ich kann auch nichts dafür,
wenn die DSB unfähig ist ihre Anzeigen sinnvoll einzusetzen. Der Zub
fordert zuerst freundlich, beim 2. Mal dann bestimmt und schließlich zum
3. wütend den Besitzer des einfach im Eingangsbereich abgestellten
Fahrrades auf sich dort einzufinden, er würde es sonst eigenhändig aus
dem Zug entfernen. Mit +4 gehts um 09.27 Uhr endlich los, der
Führerstand zwischen den beiden Einheiten ist weggeklappt, sodass der
Zug komplett durchgehbar ist. Meinen Beobachtungen nach ist der Zug
restlos besetzt, in den Gängen sitzen aber dank der Reservierungspflicht
für grenzüberschreitende Fahrten nur wenige Menschen mit Zielbahnhöfen
Oldenburg und Puttgarden.
In gemächlicher Fahrt geht es nach Lübeck, wo wir vor dem Bf. erst
einmal zum Stehen kommen, Verspätung mittlerweile +9. Im Bahnhof selbst
ist kaum ein Baufortschritt erkennbar, die Halle ist nunmehr völlig
abgetragen, das Empfangsgebäude sieht arg renovierungsbedürftig aus.
Dank Dauerregens und einem nicht vorhandenen Bahnsteigdach stehen die
Menschen wie begossene Pudel an den Bahnsteigen und warten auf ihre
Züge, keine schöne Lösung, vor allem wenn die Bauarbeiten, wie es
ausschaut noch andauern dürften.
Mit +10 gehts weiter, doch in Haffkrug stehen wir schon wieder. Nach
5min dann Kreuzung mit verspäteter RB aus Neustadt, einem Solo-628, der
augenscheinlich mehr als überfüllt ist, scheinbar nutzen die
Ostsee-Touris die DB bei diesem Hundewetter gerne für Ausflüge nach
Lübeck, schade, dass die RBSH scheinbar nicht reagiert hat.
Mit ca. +15 gehts aus Haffkrug weiter, Oldenburg wird mit +11 erreicht,
auch hier ist der Bahnsteig gut gefüllt, viele Aussteiger, und viele
Wartende auf den Gegenzug Richtung Hamburg, der dank unserer Verspätung
bereits mit +10 angekündigt wird, denn die einzige Kreuzungsmöglichkeit
existiert scheinbar in Großenbrode. Dort treffen wir dann auch auf
unsern Gegenzug, wobei scheinbar Führerstand an Führerstand ein
Lokführertausch stattfindet. Ebenso wie in Lensahn besitzt auch
Großenbrode nun SH-Einheitsbahnsteige und wird wieder im PV bedient.
Nach Fahrt über die Fehmarnsundbrücke und Vorbeifahrt am Stau vor dem
Fährhafen durchfahren wir im Schneckentempo die trostlosen Gleisanlagen
Puttgardens. Nach kurzem Halt gehts direkt in das bereits bereitstehende
FS Prins Richard, das noch während wir über die Treppen nach oben
steigen ablegt, und somit unsere Verspätung wett macht.
In ruhiger Fahrt geht es nach Roedby, die Entladung geht sehr zügig
vonstatten, sodass wir die 10min Puffer am Bahnsteig in Roedby Faerge
verbringen. Durch die Weite Lollands geht es nun Nykoebing Falster
entgegen und siehe da, auf einmal zeigen die Reservierungsschildchen
etwas an "Hamburg-Koebenhavn H", "Luebeck - Ringsted" usw., der Beweis,
dass es scheinbar doch möglich zu sein scheint diese Anzeigen zu nutzen,
allerdings springen die Anzeigen auf der kurz hinter Vordingborg wieder
auf "Kan reserveres", warum auch immer... Im gemächlichen Tempo gehts
nach Ringsted, wobei insbesondere zwischen Naestved und Ringsted
zeitweise LA eingerichtet zu sein scheinen. Ab Ringsted dann in hohem
Tempo der Hauptstadt entgegen, Koebenhavn H wird pünktlich um 13.59 Uhr
erreicht und gibt sich wie gewohnt lebhaft.
e) Koebenhavn H – Göteborg C ; R 1062 ; 14.23 – 18.28 Uhr
Um 14.23 Uhr gehts pünktlich mit dem Öresundszug 1062 los in Richtung
Göteborg, Premiere für mich. Ich hatte ob des nahezu identischen Äußeren
auch mit dem Komfort eines IC3 gerechnet, werde aber eines besseren
belehrt. Der Öresundszug präsentiert sich mit engen Sitzabständen,
Wandfensterplätzen und viel zu kurzen Armlehnen, sowie Kopf"kissen" aus
Hartplastik und dem scheinbar auch bei der SJ obligatorischen "Kan
reserveres" auf allen Displays wenig einladend, natürlich sind unsere
Plätze schon belegt und wir müssen "räumen lassen". Im Nachhinein stellt
sich eine Reservierung als unentbehrlich heraus, denn in Malmö endet die
vordere Einheit des Zuges und nur 1 Einheit fährt weiter nach Göteborg.
Ab Malmö sind die Gänge besetzt, Koffer und Rucksäcke blockieren die
Eingänge, eigenwilliges System der SJ ihre Züge auszulasten, es will
sich mir sowieso nicht ganz erschließen, warum die zweitgrößte Stadt
Schwedens Göteborg eine derart miese Fernverkehrsanbindung nach Süden
hat. Wegen Bauarbeiten gehts direkt nach Kävlinge, ausgesprochen
Chävlinge, (mit Extrahalt), Lund wird umfahren. Wer dachte der Zug würde
sich auf der Fahrt an den Unterwegsbahnhöfen entleeren wird eines
bessere belehrt, überall reger Fahrgastwechsel, selbst an offensichtlich
im Nichts liegenden Bahnhöfen wie Ängelholm. Weiterhin fällt auf, dass
der Fahrplan großzügige Reserven enthalten zu scheint, in jedem Bahnhof
läuft der Zug 3+X Minuten vor Plan ein und bummelt diese dann ab. Für
Kreuzungen sind auch immer etliche Minuten eingeplant, ich denke
Koebenhavn - Göteborg könnte durchaus einen schnellen Fernverkehr mit
Halt nur in Halmstad, Helsingborg vertragen, der eine konkurrenzfähige
Fahrzeit bieten könnte, Fahrgastpotential sollte meinem Ermessen nach
mehr als ausreichend vorhanden sein. Überall fallen Linienverbesserungen
auf, neue zweigleisige Abschnitte, Begradigungen, lediglich der
Abschnitt Ängelholm - Halmstad weist im Bereich Baastad-Laholm noch
einen kurvigen, langsamen Abschnitt mit unbeschrankten BÜ auf, die
Neubaustrecke ist allerdings schon in Sichtweite neben der Strecke,
einerseits schade um die schöne Sicht von Baastad aus aufs Meer,
andererseits hoffentlich Grund die Verbindung zu beschleunigen. Von der
in Fahrtrichtung linken Zugseite hat man immer wieder herrliche Blicke
auf die See, während man rechts hauptsächlich Felswand sieht, ab
Falkenberg häufen sich Tunnel, es wird zunehmend bergiger. Ab Kungsbacka
scheint es eine Art S-Bahn-Linie zu geben, ähnlich wie auch im Süden ab
Ängelholm, die noch kleinere Unterwegsstationen bedient. Göteborg (an:
18.28 Uhr) wird trotz Schleicherei im Bahnhofsvorfeld mit -6 erreicht.
Der Bahnhof präsentiert sich recht einladend, scheint erst vor kurzen
renoviert worden zu sein, allerdings stört, wie leider in vielen
skandinavischen Städten, der umherfliegende Müll und das
Verbundsteinpflaster sieht insbesondere in der Umgebung der Mülleimer
und Bänke mehr als versifft aus.
f) Göteborg C – Tanum ; Tag 3762 ; 18.48 – 20.49 Uhr
Nach kurzer Stärkung machen wir uns auf die Suche nach dem Bohustag gen
Strömstad, der auf Spar 5 wartet und sich als Neubautriebwagen "Regina"
entpuppt. Dieser Nahverkehrszug weist trotz der 3+2 Bestuhlung einen
beachtlichen Komfort auf, für mich deutlich bequemer als der
Öresundszug. Der Zug ist sehr gut gefüllt, im Übrigen auch auf dem
stilllegungsgefährdeten Teilstück nördlich Uddevallas. Punkt 18.48 Uhr
geht’s los, bis Uddevalla Östra sitzen schräg vor uns 2 Schwedinnen, die
während der ganzen Fahrt nicht anderes tun als lauthals zu lachen, wobei
sie eine Dose Ramlösa (zum Glück keine Cola) verschütten. Das einzige
Manko am Regina-Zug sind die Toiletten, aus unerklärlichen Gründen
riechen diese dermaßen nach Fisch, dass sie nahezu unbenutzbar waren, ob
dies ein temporäres Problem war, konnten wir aber nicht feststellen. Bis
Uddevalla ist die Strecke relativ gut in Schuss, nördlich von Uddevalla
kommt man sich vor wie in einem 3.Welt-Land... In 10sek-Abständen folgt
ein harter Schienenstoß dem nächsten, der Zug schlingert, die
Wagenübergänge verkanten sich, schlagen nahe Munkedal sogar einmal laut
gegeneinander, im ganzen Zug klappern die sonst sehr stabil wirkenden
Ablagen etc. Ich wage zu bezweifeln, dass das EBA diese Strecke in
Deutschland noch freigeben würde. Zeitweilig geht es parallel zur E6,
die vor Munkedal einspurig wird, mit entsprechendem Rückstau und wir
können tatsächlich unsere 2 Autofahrer erblicken, die uns später
berichten dort über 1h gestanden zu haben. Tanum wird pünktlich um 20.49
Uhr erreicht, der Bahnhof präsentiert sich baufällig und trostlos und
liegt zudem knapp 3 Kilometer von Tanumshede entfernt, wo wir abgeholt
werden sollen. Zum Glück haben wir kein Gepäck und machen uns auf den Weg...
Nach 3 Wochen mit ca. 10 Tagen Sonne und den letzten 7 Tagen der
"Sintflut" pur (wer die WM in Helsinki gesehen hat, weiß was ich meine)
verlassen wir unser Domizil wieder und machen uns auf die Heimreise.
Rückfahrt 13.08.05
a) Ed – Mellerud, Buss 700, 08.00 – 08.45 Uhr
Los ging es um 08.00 Uhr am Bahnhof Ed, von wo aus uns der
Dalsland-Express (Buslinie 700) nach Mellerud bringt, zwischendurch
Konferenzhalt mit anderen Buslinien die allesamt Fernverkehrsdistanzen
bewältigen, in Skandinavien wird wohl mittlerweile ein Großteil der
Mittel- bis Langdistanzen mit Bussen bewältigt, was kleine Bahnstrecken
natürlich den Kopf kostet.
b) Mellerud – Göteborg C, IC 657, 09.05 – 10.25 Uhr
In Mellerud füllt sich der auch recht trostlos anmutende Bahnhof recht
zügig, eine beachtliche Fahrgastmenge steht kurz vor Abfahrt des IC 657
nach Göteborg (09.05 Uhr) fröstelnd am Bahnsteig. Der Zug präsentiert
sich lokbespannt mit modernisierten Wagen, sehr bequeme Sitze und
ansprechendes Interieur, zeigt sehr gut, was man aus Altmaterial noch so
machen kann. Allerdings finden sich keinerlei
Reservierungs"vorrichtungen", was doch befremdlich anmutet, den R
(Regional/Öresundszug) Göteborg-Koebenhavn kann man reservieren, den IC
Karlstad-Göteborg hingegen nicht. Dies wird reisewilligen in Öxnered und
Trollhättan dann zum Verhängnis, denn die dürfen stehen. Wir haben mit
Müh und Not noch 4 verstreute Plätze ergattern können. Größtenteils
parallel zum Göta-Kanal durch ein relativ flaches breites Tal geht es
Göteborg entgegen, den von Martin Hoffmann beschriebenen SEV müssen wir
zum Glück nicht mehr mitmachen, der Zug kann durchfahren.
In Göteborg (Ankunft 10.25 Uhr) gilt es über 60min Aufenthalt sinnvoll
zu nutzen, wir entschließen uns für einen kleinen Rundgang, eindeutiger
Tenor hiernach von Göteborg hätte man mehr erwartet. Eine eher hässliche
Stadt mit keinerlei sehenswerten bzw. auffindbaren Orten, Pärken voll
mit Gerümpel die aber 15 SEK Eintritt Kosten sollten und Menschen die
morgens um diese Zeit Bier trinken um sich danach auf die Straße zu
erbrechen. Schon nach 40min sind wir wieder am Bahnhof, und verbringen
den Rest der Zeit mit der einzig erhältlichen deutschen Lektüre, der
Blöd!Zeitung.... Auffällig ist eine SJ-Garnitur mit einer sehr alt
aussehenden roten Lok mit dem Schriftzug "Rapid" auf der Front und einem
roten Wagenpark, die ohne Zielangabe an einem Gleis stand, kann jemand
diesen Zug identifizieren?
c) Göteborg C – Koebenhavn H, R 1069, 11.40 – 15.37 Uhr
Um 11.30 Uhr begeben wir uns zu unserem Öresundszug R 1069, der gerade
von einem Haufen Backpacker und einer Senoirenreisegruppe geentert wird.
Als wir gerade unsere Plätze einnehmen wollen schnellt ein Gehstock über
die Sitze, scheinbar beansprucht jemand anders unsere Sitze, der nun
auch noch einen Hackenporsche über meinen Fuß schiebt. Es stellt sich
allerdings heraus, dass das (natürlich auch diesmal) „Kan reserveras“
missinterpretiert wurde und auf freie Plätze spekuliert wurde. Ich lasse
Gnade walten und empfehle sich bei der SJ zu beschweren.
Mit +3 geht’s los, die Strecke wird mit ähnlichen Zeitpolstern wie auf
der Hinfahrt bewältigt, nur dass der Zug noch voller ist und ab Halmstad
kein Durchkommen mehr in den Gängen ist. Im Gegensatz zur Hinfahrt nun
Durchfahrt in Kävlinge und Halt in Lund, wo sehr reger Fahrgastwechsel
stattfindet. Ereignislos gehts weiter bis Koebenhavn, allerdings ab
Peberholm, der künstlichen Insel im Öresund wo’s in den Tunnel hinab
geht, im Stop&Go, warum auch immer. Der 10min-Übergang in Koebenhavn
(an: 15.37 Uhr) ist aber nicht gefährdet.
d) Koebenhavn H – Hamburg/Hbf., EC 32, 15.47 – 20.16 Uhr
Im bereitstehenden IC-3-Doppel (EC 32) mal wieder reger Betrieb, unsere
Plätze, beschildert mit "Kan reserveres" sind aber ausnahmsweise noch
frei. Die rollbaren Mülleimer (blaue Container) werden über ein
schienengebundenes Servicefahrzeug über die nicht bahnsteigseitige Tür
in den Zug geschoben, interessanter Ablauf, habe ich so noch nie
gesehen. Um punkt 15.47 Uhr geht es pünktlich los, über die altbekannte
Strecke, nur um einen zusätzlichen Halt in Naestved (Mo-Fr zudem Glumsö
und Vordingborg) erweitert. In Nykoebing sieht man Sh2-Scheiben auf dem
Abzweiger nach Gedser, scheinbar hat man es jetzt wirklich geschafft
diese Strecke kaputt zu wirtschaften, sehr schade um diesen einst so
wichtigen Streckenast mit den Zügen Koebenhavn – Berlin...
In Roedby geht es auf die M/S Deutschland und in zügiger Fahrt landen
wir wieder in der Heimat, wobei die Insel Fehmarn ihrem Slogan ("Die
Sonneninsel") gerecht wird und uns tatsächlich Sonne bietet. Diese hält
bis Bad Oldesloe an, ab dort wieder grau in grau und Regen. In Lübeck
nur eine Handvoll Aussteiger, dafür die mehrfache Durchsage, dass man
diesen Zug unter keinen Umständen zum Zustieg nutzen dürfe, warum
eigentlich nicht?
ab Hamburg-Rahlstedt rollen die ersten Koffer gen Türbereich und
spätestens ab Wandsbek entsteht eine regelrechte Massenpanik, die für
mich absolut nicht nachvollziehbar ist. In Hamburg waren keinerlei
knappe Anschlüsse ausgewiesen und der Zug war überpünktlich (-3), ab
Hasselbrook standen 3/4 der Fahrgäste im Gang, die schaukelnden
Weichenverbindungen am Berliner Tor lassen mich über die
Gleichgewichtsübungen der Backpack-Fahrgäste doch sehr schmunzeln. Der
Hauptbahnhof wird erreicht und ohne Hektik entsteige ich dem Zug,
vielleicht 10sek nach den Menschen, die seit Rahlstedt auf ihren
Sitzplatz verzichtet haben, versteh dies wer will....
e) Hamburg/Hbf. – Hannover/Hbf., D40491, 20.32 – 22.23 Uhr
Vom Hbf. soll es mit D40491 bzw. EN 491 weitergehen. Der 101-bespannte
Zug weist zwar eine Menge Sitzwagen auf, aber nur der Wagen 5 an der
Zugspitze ist auf D40491 nummeriert, weswegen wir uns vorsichtshalber
dort platzieren und uns ein Abteil sichern, während das Gros der
Fahrgäste weiter hinten einsteigt. Vor Harburg dann die Durchsage, dass
die ÖBB DB-Passagiere ohne EN-Zuschlag und Reservierung in den ÖBB-Wagen
nicht dulde und man den "Pendlerwaggon" 5 zu nutzen habe, wir haben also
alles richtig gemacht. Nach und nach drängen etliche Fahrgäste in unsern
Wagen und müssen schließlich mit Boden oder Koffer vorlieb nehmen, da
alle Plätze belegt sind. Nicht sehr kulant von der ÖBB hier derart zu
handeln, zumal der Zug die einzige Verbindung zwischen 19 und 21 Uhr
(abgesehen von der ME/RE-Verbindung via Uelzen) von Hamburg in Richtung
Hannover darstellt. Hinter Harburg wundere ich mich, da mir die
Landschaft nicht wie die altbekannte der KBS 110 vorkommt, nach der
ersten Durchfahrt (Hittfeld) ist mir klar, dass wir wohl über Rotenburg
geleitet werden, was auch die recht lange Reisezeit Hamburg-Hannover
erklärt. Warum über Rotenburg gefahren wird, ist mir allerdings
schleierhaft, sollen dem Güterverkehr zu dieser Zeit auf der KBS 110
eine maximale Anzahl Trassen geboten werden? Hannover wird pünktlich um
22.23 Uhr erreicht.
f) Hannover/Hbf. – Großburgwedel, RE 14094, 22.48 – 23.03 Uhr
Letzte Etappe ist der RE 14094 Richtung Celle, der planmäßig mit 424
gefahren wird, Abfahrt normalerweise 22.48 Uhr aber ICE 784 aus München
ist wie in 9 von 10 Fällen mal wieder mit +5 angekündigt, was meist eine
Abfahrtzeit von ca. 22.52 Uhr beschert. Diesesmal erhöht sich die
Verspätung allerdings noch auf +10 und dann +15, sodass wir pünktlich um
22.48 Uhr abfahren. Großburgwedel wird pünktlich um 23.03 Uhr erreicht,
die Sitzbretter des 424 hätte ich auch keine Minute länger ertragen,
insbesondere nicht nach dem Komfort der dänischen IC3-Triebwagen..
Insgesamt eine Fahrt ohne Komplikationen zu unserer vollsten
Zufriedenheit, lediglich das Reservierungsproblem sollten SJ und DSB
einmal angehen und die SJ sollte sich einmal überlegen, wie sie
Westschweden ein attraktives Verkehrskonzept bieten kann, das derzeitige
System ist meines Erachtens nach "skit"....
Danke fürs Lesen
Ben von Lueder
vom 23.07 - 13.08 lag unser diesjähriger Sommerurlaub in Schweden an, es
sollte nach Bohuslän in die Nähe von Tanumshede (Östad) gehen. Da wir 6
Personen mit viel Gepäck waren beschlossen wir auch ob der hohen
Fährpreise nur 2 Personen per Auto mit umgeklappter Rücksitzbank und
Gepäck und die restlichen 4 Personen per Zug fahren zu lassen.
1.) Die Tickets:
Der Fahrkartenkauf stellte sich wie immer in Richtung Schweden mal
wieder als kompliziert heraus, auch Verbindungen zu den beiden möglichen
Zielbahnhöfen Tanum und Ed waren relativ dünn gesät.
Das bekannte kompetente Reisebüro in Husum ermittelte für mich, dass es
zwar möglich gewesen wäre Tickets Kopenhagen - Göteborg auszustellen,
jedoch waren weder durchgehende Tickets Deutschland - Schweden, noch
Tickets zu den kleineren Bahnhöfen wie Tanum zu bekommen, einziger
bekannter Tarifpunkt war der Endbahnhof der Bohusbanan Strömstad, wobei
hier nicht einmal durchgehende Tickets ab Kopenhagen, sondern lediglich
ab Göteborg ausgestellt werden konnten. Nachforschungen ergaben zudem,
dass Fahrkarten des Verkehrsverbundes Västtrafik von Göteborg nach Tanum
mit 170 SEK pro Person zu Buche schlagen würden, was in Anbetracht des
auf www.sj.se ermittelten Preises Koebenhavn - Tanum keinstenfalls
konkurrenzfähig erschien, Online-Kauf bei www.sj.se schied natürlich
wegen des Nicht-Vorhanden-Seins nordischer Kreditkarten auch aus, schöne
Eisenbahnwelt. Ich wollte schon aufgeben, als ich dann zufällig auf das
Web-Angebot der Norrlandsbanan (Connex) stieß, die neuerdings auf
SJ-Tickets verkaufen und auch "normale" Kreditkarten akzeptieren. 2 Tage
nach Buchung hatte ich den Stapel ausgedruckter Tickets (12 Stück
gesamt) zugeschickt bekommen. Auffällig waren die starken
Preisunterschiede zwischen einzelnen Verbindungen, in Schweden scheint
es mit jedem verkauften Platz pro Zug teurer zu werden. Für den
deutsch-dänischen Abschnitt wird ein Sparpreis 50 erworben, was
problemlos von statten ging.
2.) Hinfahrt 23.07.2005
a) Engensen/Mitte – Großburgwedel/Bahnhof, Buslinie 621 ; 06.26 – 06.45 Uhr
Wir starten um 06.26 Uhr in Engensen/Mitte, wo uns ein Bus der
berühmt-berüchtigten Firma Lahrmann erwartet, die auf der Fahrt zum
Bahnhof Großburgwedel ihrem Klischee voll gerecht wurde. Der Fahrer des
schrottreif anmutenden Busses fand schon im Nachbarort den Linienweg
nicht mehr und begann eine Kreuzfahrt quer durch die Nebenstraßen des
Ortes und erinnerte sich erst nach einem dezenten Hinweis wieder an die
Linienführung mit der Entschuldigung er habe gepennt. Inzwischen haben
wie 7min Verspätung, der Übergang in Großburgwedel Bahnhof beträgt
allerdings nur 6min. In mir beginnt Panik aufzusteigen, der Fahrer
scheint dies zu bemerken und setzt zu einem wahren Teufelsritt über die
Dörfer an.
b) Großburgwedel – Celle, RB 24470 ; 06.51 (+5) – 07.02 Uhr
Zum Glück wird die DB ihrem Klischee an diesem nasskalten Morgen auch
gerecht und RB 24470, bestehend aus Karlsruher Kopf, 4 Buntlingen und
einer Bügelfalten 110, trifft mit +5 ein. Trotzdem treffen wir pünktlich
um 07.02 Uhr in Celle ein, wo der erste Umstieg anliegt. In Anbetracht
der Wetterlage waren wir schon herbstlich mit Pullover und Jacke
bekleidet, der Aufenthalt in Celle wurde dennoch zu einer äußerst
frostigen Angelegenheit. Bei Dauer-Nieselregen und herbstlich bis
winterlichen Temperaturen verrinnen die Minuten nur tröpfelnd, kann nur
besser werden, sagen wir uns.
c) Celle – Hamburg/Hbf., IC 2174 ; 07.20 – 08.28 Uhr
Um 07.20 Uhr trifft der mäßig gefüllte IC 2174 ein, um uns durch die
neblige Heide nach Hamburg zu transportieren. Während der Fahrt fallen
die zahllosen Ansagen des Zubs auf, der scheinbar gerade ein
Ansagetraining absolviert zu haben scheint. Vor jedem Halt werden
Fahrgäste verabschiedet, nach jedem Halt eine Begrüßung nebst Hinweis
auf Services etc. etc..
In Hamburg (an: 08.28 Uhr) mal wieder die obligatorische Stunde
Aufenthalt (vgl. meine RB nach Kiel und Dänemark), die wir zu einem
kurzen Fußmarsch zum Rathaus und retour nutzen, wobei wir von einem
Regenschauer überrascht werden, insgesamt ist es in Hamburg aber etwas
wärmer und angenehmer.
d) Hamburg/Hbf. – Koebenhavn H ; EC 33 ; 09.23 – 13.59 Uhr
Als wir gegen 09.10 Uhr vom Südsteg die Bereitstellung des EC 33 der aus
einer Doppelkomposition IC-3 in der neuen grau-grünen Farbgebung besteht
beobachten, könnte man sich an Filmszenen erinnert fühlen. Eine
wildgewordene Horde die bereits unruhig scharrend auf dem Bahnsteig
steht entert die beiden hilflosen IC3-Einheiten, wuchtet allerhand
Koffer, Rucksäcke, Kisten, Fahrräder, Kleinkinder u.v.a. in den Zug
hinein, als ob die Abfahrt in weniger als 1min erfolgen würde. Mütter
rennen aufgeregt am Bahnsteig hin und her, Kinder schreien, was ein
Szenario. Wir schauen uns das Schauspiel noch einige Minuten an und
besteigen gegen 09.20 Uhr gemütlich den Zug. Natürlich sind alle Plätze
mal wieder mit "Kan reserveres" beschildert, was zu Irritationen führt
und natürlich sind auch unsere Plätze schon belegt. Nach Hinweis räumt
die Familie wutentbrannt die Plätze, tja, ich kann auch nichts dafür,
wenn die DSB unfähig ist ihre Anzeigen sinnvoll einzusetzen. Der Zub
fordert zuerst freundlich, beim 2. Mal dann bestimmt und schließlich zum
3. wütend den Besitzer des einfach im Eingangsbereich abgestellten
Fahrrades auf sich dort einzufinden, er würde es sonst eigenhändig aus
dem Zug entfernen. Mit +4 gehts um 09.27 Uhr endlich los, der
Führerstand zwischen den beiden Einheiten ist weggeklappt, sodass der
Zug komplett durchgehbar ist. Meinen Beobachtungen nach ist der Zug
restlos besetzt, in den Gängen sitzen aber dank der Reservierungspflicht
für grenzüberschreitende Fahrten nur wenige Menschen mit Zielbahnhöfen
Oldenburg und Puttgarden.
In gemächlicher Fahrt geht es nach Lübeck, wo wir vor dem Bf. erst
einmal zum Stehen kommen, Verspätung mittlerweile +9. Im Bahnhof selbst
ist kaum ein Baufortschritt erkennbar, die Halle ist nunmehr völlig
abgetragen, das Empfangsgebäude sieht arg renovierungsbedürftig aus.
Dank Dauerregens und einem nicht vorhandenen Bahnsteigdach stehen die
Menschen wie begossene Pudel an den Bahnsteigen und warten auf ihre
Züge, keine schöne Lösung, vor allem wenn die Bauarbeiten, wie es
ausschaut noch andauern dürften.
Mit +10 gehts weiter, doch in Haffkrug stehen wir schon wieder. Nach
5min dann Kreuzung mit verspäteter RB aus Neustadt, einem Solo-628, der
augenscheinlich mehr als überfüllt ist, scheinbar nutzen die
Ostsee-Touris die DB bei diesem Hundewetter gerne für Ausflüge nach
Lübeck, schade, dass die RBSH scheinbar nicht reagiert hat.
Mit ca. +15 gehts aus Haffkrug weiter, Oldenburg wird mit +11 erreicht,
auch hier ist der Bahnsteig gut gefüllt, viele Aussteiger, und viele
Wartende auf den Gegenzug Richtung Hamburg, der dank unserer Verspätung
bereits mit +10 angekündigt wird, denn die einzige Kreuzungsmöglichkeit
existiert scheinbar in Großenbrode. Dort treffen wir dann auch auf
unsern Gegenzug, wobei scheinbar Führerstand an Führerstand ein
Lokführertausch stattfindet. Ebenso wie in Lensahn besitzt auch
Großenbrode nun SH-Einheitsbahnsteige und wird wieder im PV bedient.
Nach Fahrt über die Fehmarnsundbrücke und Vorbeifahrt am Stau vor dem
Fährhafen durchfahren wir im Schneckentempo die trostlosen Gleisanlagen
Puttgardens. Nach kurzem Halt gehts direkt in das bereits bereitstehende
FS Prins Richard, das noch während wir über die Treppen nach oben
steigen ablegt, und somit unsere Verspätung wett macht.
In ruhiger Fahrt geht es nach Roedby, die Entladung geht sehr zügig
vonstatten, sodass wir die 10min Puffer am Bahnsteig in Roedby Faerge
verbringen. Durch die Weite Lollands geht es nun Nykoebing Falster
entgegen und siehe da, auf einmal zeigen die Reservierungsschildchen
etwas an "Hamburg-Koebenhavn H", "Luebeck - Ringsted" usw., der Beweis,
dass es scheinbar doch möglich zu sein scheint diese Anzeigen zu nutzen,
allerdings springen die Anzeigen auf der kurz hinter Vordingborg wieder
auf "Kan reserveres", warum auch immer... Im gemächlichen Tempo gehts
nach Ringsted, wobei insbesondere zwischen Naestved und Ringsted
zeitweise LA eingerichtet zu sein scheinen. Ab Ringsted dann in hohem
Tempo der Hauptstadt entgegen, Koebenhavn H wird pünktlich um 13.59 Uhr
erreicht und gibt sich wie gewohnt lebhaft.
e) Koebenhavn H – Göteborg C ; R 1062 ; 14.23 – 18.28 Uhr
Um 14.23 Uhr gehts pünktlich mit dem Öresundszug 1062 los in Richtung
Göteborg, Premiere für mich. Ich hatte ob des nahezu identischen Äußeren
auch mit dem Komfort eines IC3 gerechnet, werde aber eines besseren
belehrt. Der Öresundszug präsentiert sich mit engen Sitzabständen,
Wandfensterplätzen und viel zu kurzen Armlehnen, sowie Kopf"kissen" aus
Hartplastik und dem scheinbar auch bei der SJ obligatorischen "Kan
reserveres" auf allen Displays wenig einladend, natürlich sind unsere
Plätze schon belegt und wir müssen "räumen lassen". Im Nachhinein stellt
sich eine Reservierung als unentbehrlich heraus, denn in Malmö endet die
vordere Einheit des Zuges und nur 1 Einheit fährt weiter nach Göteborg.
Ab Malmö sind die Gänge besetzt, Koffer und Rucksäcke blockieren die
Eingänge, eigenwilliges System der SJ ihre Züge auszulasten, es will
sich mir sowieso nicht ganz erschließen, warum die zweitgrößte Stadt
Schwedens Göteborg eine derart miese Fernverkehrsanbindung nach Süden
hat. Wegen Bauarbeiten gehts direkt nach Kävlinge, ausgesprochen
Chävlinge, (mit Extrahalt), Lund wird umfahren. Wer dachte der Zug würde
sich auf der Fahrt an den Unterwegsbahnhöfen entleeren wird eines
bessere belehrt, überall reger Fahrgastwechsel, selbst an offensichtlich
im Nichts liegenden Bahnhöfen wie Ängelholm. Weiterhin fällt auf, dass
der Fahrplan großzügige Reserven enthalten zu scheint, in jedem Bahnhof
läuft der Zug 3+X Minuten vor Plan ein und bummelt diese dann ab. Für
Kreuzungen sind auch immer etliche Minuten eingeplant, ich denke
Koebenhavn - Göteborg könnte durchaus einen schnellen Fernverkehr mit
Halt nur in Halmstad, Helsingborg vertragen, der eine konkurrenzfähige
Fahrzeit bieten könnte, Fahrgastpotential sollte meinem Ermessen nach
mehr als ausreichend vorhanden sein. Überall fallen Linienverbesserungen
auf, neue zweigleisige Abschnitte, Begradigungen, lediglich der
Abschnitt Ängelholm - Halmstad weist im Bereich Baastad-Laholm noch
einen kurvigen, langsamen Abschnitt mit unbeschrankten BÜ auf, die
Neubaustrecke ist allerdings schon in Sichtweite neben der Strecke,
einerseits schade um die schöne Sicht von Baastad aus aufs Meer,
andererseits hoffentlich Grund die Verbindung zu beschleunigen. Von der
in Fahrtrichtung linken Zugseite hat man immer wieder herrliche Blicke
auf die See, während man rechts hauptsächlich Felswand sieht, ab
Falkenberg häufen sich Tunnel, es wird zunehmend bergiger. Ab Kungsbacka
scheint es eine Art S-Bahn-Linie zu geben, ähnlich wie auch im Süden ab
Ängelholm, die noch kleinere Unterwegsstationen bedient. Göteborg (an:
18.28 Uhr) wird trotz Schleicherei im Bahnhofsvorfeld mit -6 erreicht.
Der Bahnhof präsentiert sich recht einladend, scheint erst vor kurzen
renoviert worden zu sein, allerdings stört, wie leider in vielen
skandinavischen Städten, der umherfliegende Müll und das
Verbundsteinpflaster sieht insbesondere in der Umgebung der Mülleimer
und Bänke mehr als versifft aus.
f) Göteborg C – Tanum ; Tag 3762 ; 18.48 – 20.49 Uhr
Nach kurzer Stärkung machen wir uns auf die Suche nach dem Bohustag gen
Strömstad, der auf Spar 5 wartet und sich als Neubautriebwagen "Regina"
entpuppt. Dieser Nahverkehrszug weist trotz der 3+2 Bestuhlung einen
beachtlichen Komfort auf, für mich deutlich bequemer als der
Öresundszug. Der Zug ist sehr gut gefüllt, im Übrigen auch auf dem
stilllegungsgefährdeten Teilstück nördlich Uddevallas. Punkt 18.48 Uhr
geht’s los, bis Uddevalla Östra sitzen schräg vor uns 2 Schwedinnen, die
während der ganzen Fahrt nicht anderes tun als lauthals zu lachen, wobei
sie eine Dose Ramlösa (zum Glück keine Cola) verschütten. Das einzige
Manko am Regina-Zug sind die Toiletten, aus unerklärlichen Gründen
riechen diese dermaßen nach Fisch, dass sie nahezu unbenutzbar waren, ob
dies ein temporäres Problem war, konnten wir aber nicht feststellen. Bis
Uddevalla ist die Strecke relativ gut in Schuss, nördlich von Uddevalla
kommt man sich vor wie in einem 3.Welt-Land... In 10sek-Abständen folgt
ein harter Schienenstoß dem nächsten, der Zug schlingert, die
Wagenübergänge verkanten sich, schlagen nahe Munkedal sogar einmal laut
gegeneinander, im ganzen Zug klappern die sonst sehr stabil wirkenden
Ablagen etc. Ich wage zu bezweifeln, dass das EBA diese Strecke in
Deutschland noch freigeben würde. Zeitweilig geht es parallel zur E6,
die vor Munkedal einspurig wird, mit entsprechendem Rückstau und wir
können tatsächlich unsere 2 Autofahrer erblicken, die uns später
berichten dort über 1h gestanden zu haben. Tanum wird pünktlich um 20.49
Uhr erreicht, der Bahnhof präsentiert sich baufällig und trostlos und
liegt zudem knapp 3 Kilometer von Tanumshede entfernt, wo wir abgeholt
werden sollen. Zum Glück haben wir kein Gepäck und machen uns auf den Weg...
Nach 3 Wochen mit ca. 10 Tagen Sonne und den letzten 7 Tagen der
"Sintflut" pur (wer die WM in Helsinki gesehen hat, weiß was ich meine)
verlassen wir unser Domizil wieder und machen uns auf die Heimreise.
Rückfahrt 13.08.05
a) Ed – Mellerud, Buss 700, 08.00 – 08.45 Uhr
Los ging es um 08.00 Uhr am Bahnhof Ed, von wo aus uns der
Dalsland-Express (Buslinie 700) nach Mellerud bringt, zwischendurch
Konferenzhalt mit anderen Buslinien die allesamt Fernverkehrsdistanzen
bewältigen, in Skandinavien wird wohl mittlerweile ein Großteil der
Mittel- bis Langdistanzen mit Bussen bewältigt, was kleine Bahnstrecken
natürlich den Kopf kostet.
b) Mellerud – Göteborg C, IC 657, 09.05 – 10.25 Uhr
In Mellerud füllt sich der auch recht trostlos anmutende Bahnhof recht
zügig, eine beachtliche Fahrgastmenge steht kurz vor Abfahrt des IC 657
nach Göteborg (09.05 Uhr) fröstelnd am Bahnsteig. Der Zug präsentiert
sich lokbespannt mit modernisierten Wagen, sehr bequeme Sitze und
ansprechendes Interieur, zeigt sehr gut, was man aus Altmaterial noch so
machen kann. Allerdings finden sich keinerlei
Reservierungs"vorrichtungen", was doch befremdlich anmutet, den R
(Regional/Öresundszug) Göteborg-Koebenhavn kann man reservieren, den IC
Karlstad-Göteborg hingegen nicht. Dies wird reisewilligen in Öxnered und
Trollhättan dann zum Verhängnis, denn die dürfen stehen. Wir haben mit
Müh und Not noch 4 verstreute Plätze ergattern können. Größtenteils
parallel zum Göta-Kanal durch ein relativ flaches breites Tal geht es
Göteborg entgegen, den von Martin Hoffmann beschriebenen SEV müssen wir
zum Glück nicht mehr mitmachen, der Zug kann durchfahren.
In Göteborg (Ankunft 10.25 Uhr) gilt es über 60min Aufenthalt sinnvoll
zu nutzen, wir entschließen uns für einen kleinen Rundgang, eindeutiger
Tenor hiernach von Göteborg hätte man mehr erwartet. Eine eher hässliche
Stadt mit keinerlei sehenswerten bzw. auffindbaren Orten, Pärken voll
mit Gerümpel die aber 15 SEK Eintritt Kosten sollten und Menschen die
morgens um diese Zeit Bier trinken um sich danach auf die Straße zu
erbrechen. Schon nach 40min sind wir wieder am Bahnhof, und verbringen
den Rest der Zeit mit der einzig erhältlichen deutschen Lektüre, der
Blöd!Zeitung.... Auffällig ist eine SJ-Garnitur mit einer sehr alt
aussehenden roten Lok mit dem Schriftzug "Rapid" auf der Front und einem
roten Wagenpark, die ohne Zielangabe an einem Gleis stand, kann jemand
diesen Zug identifizieren?
c) Göteborg C – Koebenhavn H, R 1069, 11.40 – 15.37 Uhr
Um 11.30 Uhr begeben wir uns zu unserem Öresundszug R 1069, der gerade
von einem Haufen Backpacker und einer Senoirenreisegruppe geentert wird.
Als wir gerade unsere Plätze einnehmen wollen schnellt ein Gehstock über
die Sitze, scheinbar beansprucht jemand anders unsere Sitze, der nun
auch noch einen Hackenporsche über meinen Fuß schiebt. Es stellt sich
allerdings heraus, dass das (natürlich auch diesmal) „Kan reserveras“
missinterpretiert wurde und auf freie Plätze spekuliert wurde. Ich lasse
Gnade walten und empfehle sich bei der SJ zu beschweren.
Mit +3 geht’s los, die Strecke wird mit ähnlichen Zeitpolstern wie auf
der Hinfahrt bewältigt, nur dass der Zug noch voller ist und ab Halmstad
kein Durchkommen mehr in den Gängen ist. Im Gegensatz zur Hinfahrt nun
Durchfahrt in Kävlinge und Halt in Lund, wo sehr reger Fahrgastwechsel
stattfindet. Ereignislos gehts weiter bis Koebenhavn, allerdings ab
Peberholm, der künstlichen Insel im Öresund wo’s in den Tunnel hinab
geht, im Stop&Go, warum auch immer. Der 10min-Übergang in Koebenhavn
(an: 15.37 Uhr) ist aber nicht gefährdet.
d) Koebenhavn H – Hamburg/Hbf., EC 32, 15.47 – 20.16 Uhr
Im bereitstehenden IC-3-Doppel (EC 32) mal wieder reger Betrieb, unsere
Plätze, beschildert mit "Kan reserveres" sind aber ausnahmsweise noch
frei. Die rollbaren Mülleimer (blaue Container) werden über ein
schienengebundenes Servicefahrzeug über die nicht bahnsteigseitige Tür
in den Zug geschoben, interessanter Ablauf, habe ich so noch nie
gesehen. Um punkt 15.47 Uhr geht es pünktlich los, über die altbekannte
Strecke, nur um einen zusätzlichen Halt in Naestved (Mo-Fr zudem Glumsö
und Vordingborg) erweitert. In Nykoebing sieht man Sh2-Scheiben auf dem
Abzweiger nach Gedser, scheinbar hat man es jetzt wirklich geschafft
diese Strecke kaputt zu wirtschaften, sehr schade um diesen einst so
wichtigen Streckenast mit den Zügen Koebenhavn – Berlin...
In Roedby geht es auf die M/S Deutschland und in zügiger Fahrt landen
wir wieder in der Heimat, wobei die Insel Fehmarn ihrem Slogan ("Die
Sonneninsel") gerecht wird und uns tatsächlich Sonne bietet. Diese hält
bis Bad Oldesloe an, ab dort wieder grau in grau und Regen. In Lübeck
nur eine Handvoll Aussteiger, dafür die mehrfache Durchsage, dass man
diesen Zug unter keinen Umständen zum Zustieg nutzen dürfe, warum
eigentlich nicht?
ab Hamburg-Rahlstedt rollen die ersten Koffer gen Türbereich und
spätestens ab Wandsbek entsteht eine regelrechte Massenpanik, die für
mich absolut nicht nachvollziehbar ist. In Hamburg waren keinerlei
knappe Anschlüsse ausgewiesen und der Zug war überpünktlich (-3), ab
Hasselbrook standen 3/4 der Fahrgäste im Gang, die schaukelnden
Weichenverbindungen am Berliner Tor lassen mich über die
Gleichgewichtsübungen der Backpack-Fahrgäste doch sehr schmunzeln. Der
Hauptbahnhof wird erreicht und ohne Hektik entsteige ich dem Zug,
vielleicht 10sek nach den Menschen, die seit Rahlstedt auf ihren
Sitzplatz verzichtet haben, versteh dies wer will....
e) Hamburg/Hbf. – Hannover/Hbf., D40491, 20.32 – 22.23 Uhr
Vom Hbf. soll es mit D40491 bzw. EN 491 weitergehen. Der 101-bespannte
Zug weist zwar eine Menge Sitzwagen auf, aber nur der Wagen 5 an der
Zugspitze ist auf D40491 nummeriert, weswegen wir uns vorsichtshalber
dort platzieren und uns ein Abteil sichern, während das Gros der
Fahrgäste weiter hinten einsteigt. Vor Harburg dann die Durchsage, dass
die ÖBB DB-Passagiere ohne EN-Zuschlag und Reservierung in den ÖBB-Wagen
nicht dulde und man den "Pendlerwaggon" 5 zu nutzen habe, wir haben also
alles richtig gemacht. Nach und nach drängen etliche Fahrgäste in unsern
Wagen und müssen schließlich mit Boden oder Koffer vorlieb nehmen, da
alle Plätze belegt sind. Nicht sehr kulant von der ÖBB hier derart zu
handeln, zumal der Zug die einzige Verbindung zwischen 19 und 21 Uhr
(abgesehen von der ME/RE-Verbindung via Uelzen) von Hamburg in Richtung
Hannover darstellt. Hinter Harburg wundere ich mich, da mir die
Landschaft nicht wie die altbekannte der KBS 110 vorkommt, nach der
ersten Durchfahrt (Hittfeld) ist mir klar, dass wir wohl über Rotenburg
geleitet werden, was auch die recht lange Reisezeit Hamburg-Hannover
erklärt. Warum über Rotenburg gefahren wird, ist mir allerdings
schleierhaft, sollen dem Güterverkehr zu dieser Zeit auf der KBS 110
eine maximale Anzahl Trassen geboten werden? Hannover wird pünktlich um
22.23 Uhr erreicht.
f) Hannover/Hbf. – Großburgwedel, RE 14094, 22.48 – 23.03 Uhr
Letzte Etappe ist der RE 14094 Richtung Celle, der planmäßig mit 424
gefahren wird, Abfahrt normalerweise 22.48 Uhr aber ICE 784 aus München
ist wie in 9 von 10 Fällen mal wieder mit +5 angekündigt, was meist eine
Abfahrtzeit von ca. 22.52 Uhr beschert. Diesesmal erhöht sich die
Verspätung allerdings noch auf +10 und dann +15, sodass wir pünktlich um
22.48 Uhr abfahren. Großburgwedel wird pünktlich um 23.03 Uhr erreicht,
die Sitzbretter des 424 hätte ich auch keine Minute länger ertragen,
insbesondere nicht nach dem Komfort der dänischen IC3-Triebwagen..
Insgesamt eine Fahrt ohne Komplikationen zu unserer vollsten
Zufriedenheit, lediglich das Reservierungsproblem sollten SJ und DSB
einmal angehen und die SJ sollte sich einmal überlegen, wie sie
Westschweden ein attraktives Verkehrskonzept bieten kann, das derzeitige
System ist meines Erachtens nach "skit"....
Danke fürs Lesen
Ben von Lueder